Über letzte Hemden, Mischpult-Regler und die Kraft des Neins.
Manchmal gebe ich ALLES, sogar mein „letztes Hemd“.
Für den Job, für die Familie, für Andere(s).
Aus Pflichtgefühl.
Aus Gewohnheit.
Vor Begeisterung.
Mit viel Einsatz – und oftmals ohne Rücksicht auf mich selbst.
Eins übersehe ich dabei leider immer wieder: Danach bin ich leer. Erschöpft.
Und es braucht lange, bis ich dann wieder im Lot bin.
Dich extrem reinhängen – kennst du das auch?
Immer die Extra-Meile gehen. Vollen Einsatz bringen. Für die Anderen da sein. Erwartungen erfüllen wollen.
Das kann natürlich vorkommen und sinnvoll sein: Etwa in der heißen Phase Richtung Projektabschluss. Bei der OP am offenen Herzen oder beim Endspurt des 1000-Meter-Laufes.
Es sollte aber KEIN Dauerzustand sein. Auch eine Herz-OP oder ein 1000-Meter-Lauf haben ein Ende. Und dann braucht es Raum zum Durchatmen, zur Regeneration.
Mischpult-Regler statt Überlastung
Wenn ich „alle“ bin, merke ich oftmals: Ich bin zu spät „abgebogen“, habe wieder mal zu lange zu wenig auf mich geachtet.
Und – Hand aufs Herz – Ich will mich ja auch nicht „anstellen“. Kein „Weichei“ sein. Und keine „Warmduscherin“ (…äh Moment, doch, die bin ich 😉).
Es gibt einen Regler, den du (oftmals) selbst in der Hand hast: Deinen Energie-Regler:
Wieviel Energie gibst du für etwas hinein?
Stelle diesen Regler je nach Situation immer wieder neu ein – wie bei einem Mischpult. Mache deine jeweilige Entscheidung abhängig von der Frage:
Wie wichtig & dringend ist das gerade wirklich…
a) …für mich?
b) …für andere (z.B. den Job, mein Team, die Klient:innen, die Familie, die Gesellschaft)?
Prüfe dabei auch: Steht das, was du hinein gibst, in einem guten Verhältnis mit dem, was „herauskommt“?
Entscheide bewusst, wann was dran ist: Von „volle Kraft Augen zu und durch“ bis hin zu „ich mache es mir einfach“ ist alles an Einsatz möglich 😊.
Machbarer Einsatz mit Variationen
In jedem Falle sicher ist jedoch, dass ALLES seine Grenzen hat (Zeit, Energie, Material, Motivation,…).
Egal worum es geht, es muss realistisch machbar bleiben. Und darf auch deine Tagesform oder sonstige Rahmenbedingungen berücksichtigen.
Dauernd mit „full speed“ durch die Gegen zu rasen oder ständig zu arbeiten, das ist weder effektiv noch effizient. Und das genaue Gegenteil ebenfalls.
Mal so, mal anders. Beginne (noch mehr) zu variieren.
Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut…
Den Regler je nach Bedarf, Ressourcen und Anforderung bewusst zu variieren, das ist WIRKLICH ergebnisorientiert. Und gesünder sowieso.
Wenn der Regler festhängt…
Manchmal klemmt der Regler vielleicht schon länger an einer Stelle. Und die Bandbreite an Variation ist im Lauf der Zeit immer kleiner geworden.
Vielleicht ist das passiert durch einseitiges Wiederholen („Das ist halt so“), durch verinnerlichte Glaubenssätze (wie z.B. „Streng dich an“). Oder ein idealisiertes Bild von engagiertem, held:innenhaften Einsatz“ 🦸♀️🦸♂️.
Wie flexibel ist dein „Regler“? Ich lade dich zum gütigen Selbst-Beobachten und zum regelmäßigen „Regler-Schieben“ ein 😊. Gewinne wieder mehr Spielraum beim Variieren.
Überlastung? Nein, danke. Das Zauberwort für ein gesundes Maß
Eine gute Möglichkeit, dein jeweiliges gutes Maß auch einzuhalten ist – tadahhh – das Wörtchen „Nein“. Das klappt übrigens auch bei innerlichen Dialogen…😉.
Nein sagen fällt vielen Menschen schwer. Warum eigentlich? Das kann unterschiedliche Gründe haben, wie zum Beispiel:
- Du möchtest positiv wahrgenommen werden und hast Bedenken, dass dein „Nein“ negativ aufgenommen wird.
- Du machst dir Sorgen, dass du jemanden damit vor den Kopf stößt. Oder dass der anderen Person dein Nein nicht gefallen wird.
- Du möchtest nicht egoistisch wirken, anecken oder unangenehm auffallen.
- Du befürchtest viele unangenehme Nachfragen in Anschluss an dein „Nein“.
Meistens ist es so: Wer ungern „nein“ sagt, der hat vor allem Angst vor den möglichen Konsequenzen des „Neins“.
Erste Ideen für gutes Nein-Sagen bekommst du durch die Nein-Übungskarte weiter unten im Text.
Die Chancen des „Neins“
Es ist absolut in Ordnung, nein zu sagen. Ständiges, automatisches „Ja“-Sagen kann sogar schnell rückratlos wirken – oder unehrlich. Und dich in die Überlastung bringen. Möchtest du das?
Manchmal ist ein ehrliches „Nein“ eben die einzig richtige Antwort – mit großen Vorteilen:
- Selbstschutz und Selbstfürsorge:
Ein Nein kann dafür sorgen, dass du deine Bedürfnisse in einem gesunden Maß berücksichtigst. Anstatt den Akku völlig auszuschöpfen und dann extrem lange für die Erholung zu brauchen. Die Frage: „Was brauchst du?“, könntest du dir ab sofort selbst genauso oft stellen wie (bisher vielleicht eher) anderen Menschen… - Klarheit und Zeitersparnis
Eine eindeutige Antwort ist für viele Menschen oftmals angenehmer als lange „um den heißen Brei“ herum zu reden. Die andere Person weiß dann, woran sie ist – auch wenn es ihr vielleicht nicht gefällt. Das ändert ja nichts an deinem Nein. - Realistische Kapazität und Machbarkeit
Was ist wirklich möglich und nötig? Keine Maschine arbeitet rund um die Uhr, niemand kann endlos im Sprint sein. Das ist sogar total kontraproduktiv (Stichwort „Over-Training“).
Mir ist es lieber, dass mir z.B. eine Handwerkerin offen sagt, wenn sie für unsere Badrenovierung keine Kapazität frei hat. Als wenn ich ewig warten muss oder das Ergebnis schlecht wird. Oder geht dir das anders?
Nein sagen braucht etwas MUT
Zum Nein-Sagen es etwas Mut und Selbstbewusstsein. Probiere es aus – es lohnt sich 😊!
„Die Fähigkeit, das Wort ‚Nein‘ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“
Nicolas Chamfort (1741-1794), französischer Schriftsteller
Freiheit bedeutet auch: Du hast die Wahl!
Du gestaltest dein (Berufs-) Leben und achtest dabei auf andere UND auf dich. Das macht dich in keinster Weise zur Egoist:in.
Sondern es sorgt für mehr Ausgewogenheit zwischen dem Außen und dir selbst. Auch für mehr Effizienz und ein besseres Ergebnis.
So sorgst du für dich und hast genügend „Hemden“ als Reserve im Schrank…
Challenge: Sage heute mindestens einmal „Nein“.
Erlaube dir, dich bewusst zu entscheiden. Nimm dir dazu in der Situation einen kleinen Moment (zum Beispiel 2-3 Atemzüge) und schaue genauer hin:
Was möchte ich gerade wirklich? Und was nicht?
Und wenn du merkst, dass du „Nein“ sagen möchtest, dann sage heute mal Nein. 😊
Beginne mit kleinen Situationen. Beobachte gütig, wie andere reagieren. Und wie es dir damit geht.
In den Coachings berichten mir Klient:innen häufig, dass die Reaktion der Mitmenschen oft ganz anders ausgefallen ist als sie gedacht hatten. Viel positiver und klarer, manchmal sogar regelrecht entlastend für alle!
Mit dieser Übungskarte fällt ein Nein noch leichter
Probiere es aus. Ganz egal, was es ist. Sage heute ein einziges Mal „Nein“, wenn du „Nein“ meinst. – Und damit „Ja“ zu dir.
Mit meiner Übungskarte kannst du ein Nein immer besser formulieren (Link führt zu einem PDF):
Manchmal würdest du gern noch selbst-bewusster und souveräner…
…NEIN sagen, deinen Energie-Regler einstellen und gesunde Grenzen setzen. Gerne begleite ich dich im Karrierecoaching und Führungscoaching ein Stück dabei.