Drei (Hammer-) Eigenschaften, die wirkungsvolle Führungskräfte haben sollten, um ihren Raum zu gestalten

Ist Macht nicht irgendwie böse?“, fragte mich eine Klientin im Führungscoaching. Eine spannende Frage, die mir öfter gestellt wird.

Ich hatte mich im Rahmen der Coaching-Ausbildung und meiner Promotion intensiv mit den Themen Macht und Führung auseinandergesetzt und antwortete ihr:

Stell dir vor, du bekommst in deiner Firma einen leeren Raum und einen Hammer zugewiesen. Und du übernimmst die Verantwortung, diesen Raum zu gestalten, um damit bestimmte Ergebnisse zu erreichen.

Genau dasselbe ist es mit der Machtübernahme qua Rolle oder Aufgabenbereich. Erstmal ganz neutral.

»Macht bedeutet jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehung, den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance besteht.«

Max Weber (1864-1920), Soziologe

Der entscheidende Schritt kommt danach: Wie gestaltest du diesen Raum?

Bleibt er leer, richtest du ihn bewusst ein oder wird er als Abstellkammer „vollgestopft“?

Nutzt du den Hammer, um gezielt Nägel in die Wand zu schlagen und Bilder aufzuhängen? Oder dazu, den Raum komplett zu verwüsten und deine Machtposition massiv zu missbrauchen? – Oder irgendetwas dazwischen…?

Die Entscheidung darüber und die Ausgestaltung des Raumes liegt in deinem Verantwortungsbereich. Als Führungskraft, als Produktionsleitung, als Aufgabenverantwortliche:r im agilen Team,…

Macht und Führung: Drei Eigenschaften, die wirkungsvolle Führungskräfte haben sollten

Aus meiner Erfahrung als Führungscoach schätze ich bei Menschen, die qua Rolle Verantwortung übernehmen, diese drei Eigenschaften als besonders wichtig ein:

1. „Ja, ich will!“ – Führung braucht GESTALTUNGSWILLEN

2. „Ich lasse mich nicht verführen.“ – Führung beginnt mit SELBSTKENNTNIS

3. „Es ist ok, mit Absicht unbequem zu sein.“ – Führung braucht RÜCKGRAT

1. „Ja, ich will!“ – Führung braucht GESTALTUNGSWILLEN

Ach, ich bin in diese Rolle so reingerutscht, weil es auf der Karriereleiter der logische nächste Schritt war. Eigentlich wollte ich lieber weiter als Expert:in arbeiten anstatt andere zu führen. Das mache ich nun so nebenbei…

Wer eine Führungsposition übernimmt, sollte sich BEWUSST dafür entscheiden – mit allen persönlichen Herausforderungen, Vor- und Nachteilen. Und bereit sein, den damit verbundenen Gestaltungsspielraum tatsächlich ausfüllen zu WOLLEN. Auf deine Art, mit bestem Wissen und Gewissen.

Gute Führung setzt einen unterstützenden Rahmen und gibt Orientierung. Dazu ist es unerlässlich, dass du den Raum und die Zusammenarbeit AKTIV gestaltest. Und den (sinnbildlichen) Hammer dafür bewusst für die Raumgestaltung einsetzt.

Wenn du dies – trotz Rolle und Verantwortung – nicht tust, entwickeln sich leicht eine ungesunde Eigendynamik. Und es kann zu Unzufriedenheit, Unsicherheit und schlechten Ergebnissen führen.

2. „Ich lasse mich nicht verführen.“ – Führung beginnt mit SELBSTKENNTNIS

Führung und Macht können auch zu Kopf steigen und auch „süchtig“ nach mehr machen. Vielseitige psychologische Machtspiele,  überhöhte Selbstdarstellung oder Handlungen weisen darauf hin.

»Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.«

nach Abraham Lincoln (1809-1865), Präsident der USA

Das ist Machtmissbrauch. Wie z.B. eine Führungskraft, die sich verhält wie auf dem Exerzierplatz mit Trillerpfeife: „Ich kann und darf alles. Und habe immer recht – qua Rolle. Ich werte dich ab und du musst springen, wenn ich es sage.

Es ist extrem wichtig, dass du um diese „Sucht“-Gefahr weißt. Und selbst-bewusst damit umgehst!

Was ist die Grundlage für einen umsichtigen Umgang damit? Mal wieder – Überraschung 😊 – eine gute Selbstkenntnis und klare Werte, wie z.B.:

  • Was ist dir wichtig?
  • Wie möchtest du führen (und wie nicht)?
  • Was sind deine blinden Flecken und Schwächen? Und deine Grenzen?
  • Welche ethische Grundhaltung und Absicht verfolgst du?

Stelle dir diese Fragen immer wieder, wie bei einem regelmäßiges Update: Was klappt gut? Welchen (neuen oder bestehenden) Herausforderungen begegne ich? Was braucht es noch anders (und wie)?

3. „Es ist ok, unbequem zu sein.“ – Führung braucht RÜCKGRAT

Eine Führungsrolle übernehmen heißt auch, unangenehme Dinge anzusprechen und möglicherweise unliebsame Entscheidungen zu treffen.

Führung und Macht braucht Mut zum Unbequem Sein – mit Absicht! Nicht als Machtdemonstration, sondern nur dann, wenn es sinnvoll, notwendig und wichtig ist.

»Es braucht Courage, aufzustehen und zu reden. Genauso braucht es Courage, sich hinzusetzen und zuzuhören.«

Winston Churchill (1874-1965), Britischer Politiker, Nobelpreisträger

Und zugleich: Beobachte die Spielregeln des Systems gut und reflektiere sie. Höre anderen gut zu. Um dann bewusst zu entscheiden, wie du dich – je nach Situation – verhältst. Begründet und hörbar. In deinem Aktionsradius. Und entscheide auch, bei was du nicht mitragen willst.

So wirst du zum Vorbild und prägst mit deinem Handeln die Unternehmenskultur mit. Zum Beispiel im Umgang mit Fehlern oder der Bereitschaft, Unangenehmes zu adressieren, anstatt es unter den Teppich zu kehren.

Bewusst statt gewaltsam

Macht an sich ist kein Mittel zum Zweck. Wird sie so genutzt (leider gibt es da einige aktuelle Beispiele…), dann verwandelt sie sich schnell in gewaltvolles Handeln, Manipulation und Abwertung anderer.

Daher ist der bewusste und sinnvolle Umgang mit Macht und Verantwortung so wichtig!

Wie möchtest DU führen?

Und wie soll dein Gestaltungsraum aussehen?

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