Letztens fragte  mich ein Klient beim Karrierecoaching: „Wann ist man eigentlich erfolgreich?“ – Eine gute Frage, auf die es – leider UND zum Glück 😊 – keine einfache Antwort gibt.

Ich reagierte mit einer Gegenfrage: „Wer entscheidet denn darüber, ob Sie erfolgreich sind?“ – „Vermutlich ich selbst“, sagte er zögerlich, und begann, weiter darüber nachzudenken…


Worum es bei Erfolg geht – Begriffsklärung und Zuschreibungen

Erfolg = positives Ergebnis einer Bemühung; Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung

https://www.duden.de/rechtschreibung/Erfolg (10/2022)

Erfolgreich = ein positives Ergebnis aufweisend, sich durch viele Erfolge auszeichnend

https://www.duden.de/rechtschreibung/erfolgreich (10/2022)

Es gibt einige gesellschaftlichen Vorstellungen von Erfolg, die sich in unserer Sprache widerspiegeln. Meist geht es um ein Höher, Mehr, Weiter:

  • „Sie ist ganz oben auf der Karriereleiter.“
  • „Er hat es richtig zu etwas gebracht.“
  • „Sie hat Mann, Kind und Job – da hat sie es doch geschafft.“

Erfolg scheint auch glücklich zu machen. Zumindest taucht der Begriff als Synonym im Duden auf.

Und zugleich existieren Vorstellungen und Bewertungen, die zeigen, „wie man es nicht macht“ – meist ohne nach den persönlichen Motiven zu fragen:

  • Es ist ein Abstieg, wenn eine Führungskraft zurück in die Expertenrolle geht.
  • Es wird im universitären Bereich nach wie vor als Versagen angesehen, wenn eine promovierte Wissenschaftlerin den akademischen Bereich verlässt.
  • Es ist ein „Downgrade“, wenn jemand einen gutbezahlten Job aufgibt, um eine persönlich wichtige, schlechter vergütete Aufgabe zu übernehmen.

Dazu kommen oft noch verinnerlichte Glaubenssätze wie z.B.:

  • Nur wenn etwas viel Geld bringt, ist es auch etwas wert.“
  • „Ich muss unbedingt hier bleiben, das ist doch eine gute, sichere Firma.“
  • Ich kann nur das, was ich früher gelernt habe – und deswegen mache ich halt immer weiter.“

All diese gesellschaftlichen Vorstellungen und verinnerlichten Glaubenssätze können Orientierung geben – oder aber ausbremsen und lähmen 🙁 !
Ich erlebe dies oft in Coachings, und kenne es auch gut aus eigener Erfahrung.

Darf ich das denn überhaupt anders machen? – Das muss dann doch falsch sein!“


Doch wer gibt den Maßstab vor? Die mutige Wahl des passenden Maßstabs – bewusst und persönlich

„Was möchten Sie beruflich denn erreichen?“ – Ich lud meinen Klienten ein, eine neue Perspektive jenseits der äußeren Vorstellungen einzunehmen. Und dabei neben dem Kopf auch sein Herz und das Bauchgefühl mit ins Boot zu holen. Dazu konnte eine dieser zwei wunderbaren Blickwinkel-Fragen unterstützen:

  • Wenn Sie auf Ihrem 80. Geburtstag eine Rede halten – was würden Sie dann gerne über Ihr Leben sagen können?
  • Welches (Berufs-) Leben würden Sie sich für Ihr Kind wünschen?

Wir begaben uns gemeinsam ein Stück auf die reflektierende Reise und haben geschaut, was ihm wichtig ist, und mit welchem persönlichen Maßstab er seinen eigenen Erfolg messen möchte:

  • Fokus: Wobei möchte ich erfolgreich sein?
  • Ergebnis: Was erhoffe und wünsche ich mir durch den Erfolg? Sind es zum Beispiel Ruhm, Reichtum, Anerkennung, finanzielle Sicherheit, Erfüllung,…?
  • Selbst-bewusste Entscheidung: Was möchte ich eigentlich? Und welches sind meine Bedürfnisse, Werte und Wünsche bei der weiteren Gestaltung meines (Berufs-) Lebens?
  • Rahmenbedingungen: Wo wird mein Blick durch (vermutete oder tatsächliche) Erwartungen getrübt? Und was passt gerade zu meiner Lebensphase? Denn Leben und Arbeiten sind untrennbar miteinander verwoben. Niemand gibt sein Herz und sein ganzes Ich an der Stechuhr ab…

Grundlegende Antworten wurden so behutsam und ehrlich ans Tageslicht befördert. Meinem Coachee wurde relativ bald klar, dass ihm die landläufigen Vorstellungen von Erfolg gar nicht so viel bedeuten. Zugleich hatte es an ihm genagt, ob er mit seinen Vorstellungen dann nicht eher ein „Versager“ ist. Diese Zweifel konnte er nun gütig betrachten und sich schrittweise davon lösen. Und die freigewordene Energie für den Blick nach vorne einsetzen.

Mein Klient ging gestärkt und mit mehr Leichtigkeit aus dem Coachingprozess heraus. Er hatte an Klarheit gewonnen, den eigenen Maßstab erforscht und ging die nächsten Schritte selbst-bewusst, geerdet und fokussiert an.


Wann bist du erfolgreich – und was erhoffst du dir davon?

In der untenstehenden Tabelle findest du einige Anregungen zu den erwünschten Ergebnissen von Erfolg. Welche sprechen dich besonders an? Schreibe mir gerne Deine Gedanken.

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Du möchtest selbst auf deine reflektierende Reise gehen? Ich begleite dich im Karrierecoaching und Führungscoaching gern ein Stück dabei.

Äußerlich, sichtbarSichtbare Ergebnisse,
Belohnung & Bewertung von außen,
Aufmerksamkeit, „Ruhm & Ehre“,
finanzielle Sicherheit, gutes Gehalt,
Altersvorsorge
Rolle, Titel,
Entscheidungsbefugnisse,
Statussymbole (Büro, Haus, Auto, Yacht,..)
Zugang zu „gehobenen Kreisen“, VIP,
Rahmenbedingungen im
Berufsalltag
Wertschätzung, Anerkennung,
Arbeitsatmosphäre, Zugehörigkeit,
Kolleg*innen, Team, Netzwerke,
Art der Tätigkeit, Gestaltungsfreiraum,
Komplexitätsgrad, Arbeitsbelastung,
Möglichkeit zur Weiterentwicklung,
Innerlich, persönlich
Eher spürbar als sichtbar
Persönliches Ziel & Leitbild,
Sinn & Bedeutung der Tätigkeit,
Wirksamkeit, Begeisterung,
Freude, Neugier,
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit,
Gelassenheit,
Passung zu Werten & Bedürfnissen
Passung zur Lebensphase,
Gutes (persönliches) Maß an Verantwortung,
Umfang, Wertschätzung, Zufriedenheit,
Erwünschte Ergebnisse von Erfolg
(unvollständige Sammlung, beruhend auf Erfahrungswerten und Rückmeldungen)