und was sie dir über dich selbst und andere verraten.

Ach, manche Leute auf meiner Arbeit sind echt schwierig – und ziemlich anstrengend. Kann das nicht auch irgendwie leichter gehen?“

Dies fragte mich letztens ein Klient im Führungscoaching.

Ich stellte es mir kurz vor: Klare, eindeutige Kommunikation, keine Missverständnisse oder Konflikte mehr, alle sind zufrieden, rosarote Wolken am Himmel… – Ja, ich übertreibe absichtlich 😊. Es wäre doch zu schön, um wahr zu sein – oder?

Die schlechte Nachricht: Das ist es auch – zu schön um wahr zu sein! Denn wir sind alle Menschen, mit vielfältigen „Brillen“, Wahrnehmungen, Erfahrungsgedächtnissen, Emotionen, Mustern und Bewertungen. Zwischenmenschliche Kommunikation ist sehr komplex und selten eindeutig.

Die gute Nachricht: Je besser du dich kennst, umso leichter kannst du mit schwierigen Situationen umgehen.

Die konkrete Situation mit dem „schwierigen Mitarbeiter“

Ich fragte bei meinem Coachee nach, welche konkrete Situation ihn besonders beschäftigt. Er erzählte mir von einem Mitarbeiter, der sehr ausweichend und zurückgezogen arbeite, einfach sein Ding mache und sich wenig sagen ließe.

Der bisherige Chef beschrieb den Mitarbeiter als „schwer zu führen“. Nun hatte mein Klient kürzlich das Team übernommen, wurde damit vom Kollegen zum Vorgesetzten – in seiner ersten Führungsrolle.

Haben Sie denn mit dem Mitarbeiter schon einmal darüber gesprochen?“, hakte ich nach.

Nein, bislang noch nicht“, antwortete er mir. Sehr neu in der Rolle und noch nicht klar über seinen Handlungsrahmen und das eigene Führungsverhalten hatte er sich das noch nicht getraut. Verständlich!

Erstmal genauer bei sich selbst hinschauen: Was „triggert“ mich so an?

Was genau beschäftigt Sie denn besonders in Bezug auf den Mitarbeiter und die Situation?

Warum etwas einen Menschen besonders aufregt (und andere nicht), sagt nämlich viel über ihn selbst aus. Daher ist es im ersten Schritt wichtig, genauer zu schauen, welche Gedanken, Gefühle, Muster, bisherige Erfahrungen und Erwartungen bei einem selbst „anspringen“.

Konkret im Beispiel:

Mein Klient war in seinem Führungshandeln noch verunsichert und wollte als ehemaliger Kollege nicht aggressiv wirken. Oder es sich gar mit dem Mitarbeiter verscherzen.

Zugleich ärgerte es ihn aber sehr, dass jemand so wenig zum Team-Ergebnis beitrug – und bislang damit durchkam.

Ein bisschen fühlte er sich auch noch hilflos, weil er nicht wusste, wie er gut und zielführend mit der Situation umgehen könne.

Das eigene Wunschziel betrachten & einen klaren Rahmen setzen

Nachdem der Coachee seinen eigenen Anteil klar vor Augen hatte, wurde er gelassener.

Jetzt konnten wir besprechen, was in Zukunft anders werden dürfe. Wir bearbeiteten Fragen wie z.B.:

  • Wie könnte die Situation, die Beziehung und das Arbeitsergebnis aussehen, damit es für Sie passt? – Und was wäre ein guter Rahmen dafür?
  • Was brauchen Sie, um besser damit umgehen zu können? Und sich mit dem eigene Handeln sicherer und klarer zu fühlen?

Einen guten Rahmen zu setzen ist etwas, dass wir Menschen alltäglich tun dürfen – meistens aus der beruflichen Rolle heraus. Aber auch im Privatleben. Also egal, ob als Führungskraft, Elternteil, Zimmerkollegin im Büro,…!

Auch wenn manches den Mitmenschen auf den ersten Blick nicht gefallen mag, führt ein gesundes Rahmensetzen langfristig zu mehr gegenseitiger Wertschätzung, konstruktiver Zusammenarbeit, Respekt, Selbstfürsorge, Eigenverantwortung, Klarheit und guten Ergebnissen.

Das schwierige Gespräch gut vorbereiten…

Der Klient überlegte zunächst, welche Erwartungen er an das erste Gespräch hatte. Und wie ein guter Gesprächsausgang konkret aussehen könnte.

Was genau möchten Sie denn mit dem Mitarbeiter besprechen?“ – Wir arbeiten die wichtigsten Punkte aus der Perspektive der Führungsrolle heraus. Der Coachee formulierte klare, für ihn passende Ich-Sätze und gute, offene Fragen.

Besonders wichtig war ihm auch, sich bewusst auf aufmerksames Zuhören und aktive Nachfragen einzustellen – was ich nur bekräftigen konnte.

und dranbleiben!

Wie möchten Sie denn die Interaktion weiterhin gestalten?“ hakte ich noch nach.

Denn ein einzelnes Gespräch ohne Nachhaken oder Vereinbarung verpufft leicht – egal wie gut es war!

Wir überlegten mehrere Optionen, darunter einen regelmäßige Jour Fixe mit Statusbericht, klare Aufgabenbeschreibungen sowie Möglichkeiten zum eher informellen Austausch auf dem „kurzen Dienstweg“.

Der Grundstein war gelegt und er bereitete sich in den nächsten Tagen noch detaillierter auf das Gespräch vor. Ich hatte ihn dafür mit einem Leitfaden versorgt.

Außerdem machte er mit dem Mitarbeiter einen Termin aus, kündigte seinen Gesprächswunsch an und sorgte für einen ruhigen Rahmen.

Wie es weiterging…

Beim nächsten Coaching-Termin kam mein Klient beschwingt zur Tür herein. Das Gespräch hatte er geführt – und wurde sehr überrascht!

Sein Mitarbeiter hatte ganz anders reagiert als erwartet. Er hatte viel gesprochen. Sich seit langem mal wieder richtig gesehen und gehört gefühlt. Dafür bedankte er sich sogar mehrfach.

Die beiden haben konkrete Aufgaben vereinbart und einen Rahmen gesetzt. Beides nahm der Mitarbeiter gerne an – entgegen der Befürchtungen meines Coachees. Es gab ihm Orientierung und zugleich die Möglichkeit, weiterhin eigenverantwortlich zu arbeiten.

Zum Dranbleiben haben sie zudem einen regelmäßigen Einzel-Jour Fixe vereinbart. Denn im Arbeitsalltag geht es bei der Kommunikation oft um das „WAS“, nur selten jedoch um das „WIE“ der Zusammenarbeit (siehe dazu den Blogartikel zur „Team-Seekarte“).

Eine gute Basis für die weitere Interaktion und Arbeitsbeziehung war gelegt!

Mein Klient hat sehr viel aus dem Prozess gelernt und fühlt sich in seiner neuen Führungsrolle nun noch sicherer. Er wird sie weiter ausbauen – wertschätzend, klar und mit einem völlig neuen Blick auf schwierige Situationen 😊.

Manchmal würdest du gern noch selbst-bewusster und souveräner…

…unangenehme Themen ansprechen, für dich einstehen, Entscheidungen leichter treffen, noch klarer die Führung übernehmen?

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