Dies ist ein Interview mit Margot Maric.

Margot ist Mentorin für emotionales Storytelling und authentisches Marketing. Nach über 12 Jahren in verschiedenen Marketingpositionen internationaler Konzerne hatte sie keine Lust (und keine Gesundheit) mehr auf das „Höher, Schneller, Weiter” gepaart mit „Lauter, Greller, Schriller”. Sie plädiert für Echtheit und Authentizität in Marketing und glaubt daran, dass wir durch Mut zur Verletzlichkeit Vorbilder für andere werden und so zu einer besseren (Business-)Welt beitragen können. In ihren 1:1 Mentorings und Gruppenprogrammen zeigt sie anderen Selbstständigen, wie sie mit echten Geschichten auf ihre eigene Art und Weise sichtbar werden und so ihre Wunschkund:innen erreichen und begeistern. 


Susanne: Liebe Margot, herzlich willkommen! Schön, dass du da bist und etwas über deine Maßstäbe von Erfolg berichtest! Diese Fragen habe ich an dich:

Was ist Erfolg für dich?

Margot: Erfolg ist jetzt für mich, dass mein Leben sich vor allem gut anfühlt. Und nicht nur von außen gut aussieht.

Es fühlt sich gut an, wenn die Sachen, die mir wichtig sind und die mich ausmachen Raum haben in meinem Leben.

Das ist auf jeden Fall meine Gesundheit, die eben auch mit meiner Hochsensibilität zusammenhängt: Es ist für mich ein Erfolg, wenn ich Rahmenbedingungen und Routinen schaffe für Tage, an denen ich sein kann so wie ich bin – ohne krank zu werden oder mich schlecht zu fühlen.

Oder dass ich Zeit für mich selbst habe. Und Zeit für Menschen, die mir super wichtig sind – wie zum Beispiel meine beiden kleinen Söhne und mein Mann.

Mein aller, allerwichtigster Wert ist: Intuition. Deswegen ist dieses innerliche, persönliche Ebene für mich das RIESENGROßE Fundament. Ich habe mich so extrem von dem Äußerlichen gelöst, dass mir das meistens egal ist, ob andere denken, dass ich erfolgreich bin.

Heute habe ich ein anderes Verhältnis zum „Außen“: Wieviel bedeutet mir Belohnung? Und wieviel zieht mich Kritik runter?

Früher war ich extrem von äußerem Lob und von Kritik abhängig. Ich war oft im Höhenflug. Oder komplett am Boden zerstört.

Ich habe auch nicht mehr so eine große Angst davor, etwas falsch zu machen. So habe ich mir angewöhnt, vor größeren Auftritten oder Interviews zu meditieren. Früher wäre ich darauf fokussiert gewesen, möglichst gut zu performen. Heute werde ich still und sage mir: „Ich werde mein Bestes tun, um so sehr Margot zu sein wie möglich. Damit meine Mission vorangetrieben wird.“ – Indem ich mich löse, fühl ich mich so viel freier. Und umgekehrt – wenn ich Lob bekomme – freue ich mich, aber ich hebe gar nicht ab. Ich bin mehr in einer Zufriedenheit und gelöster von Kritik und Lob.

Aber weil das meiste, was ich jetzt tue, von innen heraus ist, spielt mein Ego vielleicht gar nicht mehr so sehr nach oben oder unten.

Und war das schon immer so für dich?

Früher war es eine Art von Erfolg, die – so würde ich sagen – gesellschaftlich allgemeingültig ist. Und die habe ich verfolgt.

„Wow, du arbeitest in großen Konzernen,… bekommst ein tolles Gehalt, …fliegst durch die Gegend.“

Wenn ich ehrlich bin: Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, das neu für mich zu definieren.

Weil – das muss man auch noch dazu sagen: Ich bin mit 12 Jahren nach Deutschland gekommen, meine Eltern konnten kein Deutsch, ich konnte kein Deutsch. Ich komme aus einer Familie, wo niemand jemals studiert hat, weil es nicht möglich war.

Überhaupt die Möglichkeit zu haben, eine gute Schulbildung zu bekommen, auf die Uni und ins Ausland zu gehen, das war sooo besonders und MEGA. Und dazu gehörte, diesen ganzen typischen Erfolgsfaktoren hinterherzugehen. 

Ich dachte: „Du bist da, wo kaum jemand aus deiner Familie hatte hingehen dürfen. Deswegen sei dankbar und mach das… gefälligst!

Zugleich habe ich früh gespürt, dass es für mich nicht gut ist – bald nach dem Studium. Aber ich wusste nicht wirklich, dass es Alternativen gibt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich es kaum glauben. Aber so war es damals.

Angenommen, du könntest mit deinem Wissen von heute in deine Vergangenheit reisen: Was würdest du dort (wann und wie) diesmal anders machen?

Ja, es gibt da tatsächlich einen sehr konkreten Zeitpunkt, an den ich zurückreisen würde zum Thema Alternativen:

Kurz nach dem Studium bin ich mal in einer Zeitschrift auf das  Buch “Die 4-Stunden-Woche“ von Tim Ferriss gestossen. Ich habe es gelesen, und war so davon geflasht, dass so etwas möglich ist…!

ABER – und das ist mal wieder die Kraft von Geschichten: Es war die Geschichte von Tim Ferriss, er war ein Mann, kam aus Amerika. Und dann habe ich mir noch gedacht: „Außerdem ist er bestimmt super mutig, selbstbewusst und total risikobereit. – Und das hat ja NICHTS mit mir zu tun.

Deswegen ermutige ich immer andere, ihre Geschichten zu erzählen. Auch wenn jemand meint, diese Geschichte wurde doch schon zehnmal erzählt. Es wird Menschen geben, die das von DIR hören müssen.

Ich hätte mir für damals gewünscht, dass es eine verunsicherte, hochsensible Tim-Ferriss-Frau gegeben hätte, die mir ihre Geschichte von einer Alternative erzählt hätte. Die gab es aber nicht. Und sonst niemanden in meiner Umgebung, der überhaupt irgendetwas in diese Richtung gemacht hat Also dachte ich mir  „Ok, dann geht das nicht.“ Das Buch hat schließlich ein so schlechtes Gefühl bei mir ausgelöst, dass ich es weggegeben habe. 

Und ab diesem Moment habe ich mich 10 Jahre mehr oder weniger durchgequält. Ich kann das nicht mehr verändern, aber manchmal trauere ich noch um die Zeit.

Ich hatte 12 Jahre lang „Ruhm und Ehre“ mit äußerlich sichtbaren Dingen und bin innerlich so stark verkümmert. Der Umschwung kam erst mit einem Burnout kurz nach unserer Familiengründung.

Was hättest du mit dem Wissen von heute vor zehn Jahren ganz konkret anders gemacht?

Auf jeden Fall die  Arbeitszeit reduzieren und es einfordern – auch schon vor den Kindern. Das schien damals absolut nicht machbar zu sein. Und ich hatte mich noch nicht einmal getraut, danach zu fragen, weil ich dachte: „Wenn ich sage, ich will weniger arbeiten, dann denken alle, ich bin weniger ehrgeizig.“
Jetzt weiß ich: Ich war immer sehr ehrgeizig. Und das hat mich ja in den gesundheitlichen Ruin getrieben!

Ich würde anerkennen, dass ich keine Person bin, die dafür gemacht ist, zehn Stunden im Büro zu sitzen. Ich bin dafür nicht geschaffen und habe einfach andere Stärken. Ich liebe es an verschiedenen Orten zu arbeiten und auch mal vormittags nichts zu tun und dafür am Wochenende.

Ich würde mehr Ich sein. Und nach einer Umgebung suchen, die zu mir und meinem Leben passt, und in der meine Stärken gefragt und wert geschätzt werden. Dass ich zum Beispiel sehr emphatisch bin, aber eben nicht die Rampensau. Und dass ich manchmal pünktlich am Kindergarten stehen will – ohne dafür von einem Chef blöd angemacht zu werden.

Welches sind die größten Herausforderungen bei deiner heutigen Form von Erfolg?

Der Übergang vom Konzern zur Selbständigkeit war für mich nicht immer einfach.  Mit dem Leben als Selbständige und mit meinen Träume konnten und können die meisten Menschen in meinem Umfeld gar nichts anfangen.

Gerade zu Beginn war für mich alles total aufregend (…“hey, das ist doch voll cool, und ich bin hier frei und mache mich selbständig“…) – Nur wusste irgendwie keiner, was daran jetzt so toll sein soll, aus dem Wohnzimmer zu arbeiten (lacht) und damit nicht sofort super viel Geld zu verdienen.

Es gab keinen Applaus mehr. Und das war anfangs für mich sehr herausfordernd.

Ich habe mich mittlerweile davon gelöst und erzähle ganz viele Sachen in manchen Runden gar nicht mehr. Zugleich weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und derartigen Applaus nicht mehr brauche.

Heutzutage kann ich intuitiv meine Entscheidungen treffen und bin sehr selbstbestimmt. Genau das bringt manchmal die Herausforderung mit sich, dass ich zwar Nein sagen DARF, es mir aber schwerfällt, tatsächlich nein zu sagen.

Denn bei der Freiheit kommt ja sehr viel Eigenverantwortung mit. ICH bin diejenige, die den Maßstab setzt. Da musste ich letzten Herbst bei zu vielen Anfragen lernen, darauf zu vertrauen, dass die Gelegenheiten wiederkommen werden. Und eben nicht alles annehmen und machen zu müssen. Das war für mich ein riesengroßer Meilenstein.

Was hilft dir am allermeisten, bei dir und deiner Definition von Erfolg zu bleiben?

Das ist wirklich die Achtsamkeit, jeden Tag ein bisschen und am Ende der Woche umfangreicher.

Ich mache an 80% meiner Tage eine Morgenroutine mit kurzer Meditation, Atemübungen oder Journaling. Und einen Mittagsschlaf. Besonders, wenn ich gestresst bin. Ich stelle mir da Fragen wie:

  • Wie geht es mir?
  • Was brauche ich?
  • Was ist die Intention für meinen Tag?

Das verhindert, dass ich die nächsten drei Wochen gestresst bleibe und im Autopiloten herumrenne. Ich stoppe viel, viel schneller als früher.

Freitags mache ich einen Wochen-Check-out. Da frage ich mich: Was war in der Woche gut? Wo kann ich nächste Woche mutig sein? Was würde die Woche so richtig cool machen? Und was davon liegt in meiner Hand? Meistens sehr viel und ich kann gestalten.

Meine größten Energiegeber sind Inspiration von anderen und der Austausch mit Gleichgesinnten, die ähnliche Themen beschäftigen.

Und Yoga. Ich praktiziere regelmäßig zuhause und bis zwei Mal pro Woche im Studio.

Wie darf dein Erfolg in 10 Jahren aussehen?

Ich möchte intuitiv bleiben und immer wieder schauen: Wo zieht es mich hin? Wo habe ich  große Angst, aber totale Lust drauf? Seitdem ich das mache, passieren so großartige Sachen, die ich vor einem Jahr gar nicht hätte benennen können: „Ich will das machen.“ Das ist das Verrückte!

Ich wünsche mir, dass ich weiter auf diesem Weg bleibe und meinen Werten treu bleibe. Dass ich immer wieder für mich prüfe, ob es sich stimmig für mich anfühlt. Und so mutig zu mir immer wieder ja sage. Auch wenn ich zu anderen Sachen oder Personen nein sagen muss.

Einen Wunsch hätte ich noch, was jetzt noch nicht möglich ist mit meinen Kindern, aber in zehn Jahren vielleicht:

Ich  möchte mehr reisen und ortsunabhängig arbeiten. Nicht komplett, aber ein bisschen. Vielleicht mal drei Monate in Asien oder so.

Und dass ich gesund und fit bleibe.

Das ist mein Traum von Margot mit 55 😊.